Interview mit Veranstalter Heiko Bayerlieb aus dem Jahr 2017
Der Kunstverkaufsmarkt am Coburger Güterbahnhof geht in die zweite Runde. Wir sprechen mit Heiko Bayerlieb dem Initiator von „Umschlagplatz Coburg“ und Herausgeber der Mohr stadtillu.
Es ist jetzt die zweite Auflage für den Umschlagplatz Coburg. War eine Fortsetzung für Sie im Vornherein klar?
Nein, natürlich nicht. Es galt die Resonanz sowohl der Besucher als auch der ausstellenden Künstler im letzten Jahr abzuwarten. Doch bereits am ersten Tag 2016 war mir aufgrund der zahlreichen Besucher und der ganzen Grundstimmung auf der Veranstaltung klar, dass die Idee einer Kunstverkaufsmesse in Coburg gerade an diesem Ort einen positiven Verlauf nimmt.
Wie sind ihre Erwartungen an die zweite Auflage?
Ich freue mich natürlich sehr, dass ich wieder über 60 Künstler begeistern konnte, der Idee einer Kunstverkaufsmesse in Coburg zu folgen. Mein vordringlichstes Ziel ist es, eine weitere Steigerung der Besucherzahlen herbeizuführen. Hinzu kommt das Bewußtsein beim Besucher zu manifestieren das es die Kunst auch wirklich gleich vor Ort direkt zu kaufen gibt. Ansehen. Gefallen. Kaufen!
Die Künstler kommen aus ganz Deutschland, wie kam es dazu?
Mit steigendem Selbstvertrauen des letzten Jahres und natürlich auch mit dem nötigen jetzt vorhandenem PR-Material ging es frech an die Aquise für dieses Jahr. Insgesamt ist es enorm leichter gewesen als im letzten Jahr, als die Idee nur aus einem weißen Blatt Papier bestand. Das war jetzt für 2017 schon ein enormer Unterschied, weil es doch sehr viele Stimmen des letzten Jahres im Netz und in Facebook nachzulesen gab und so die Künstler natürlich auch schon anhand von Erfahrungen und Bildern ihr Kommen abschätzen konnten.
Wie sehen Sie künftig die Entwicklungen der Alten Pakethallen des Güterbahnhofes.
Man sieht doch recht deutlich den Wandel des ganzen Areales. Ich hoffe trotzdem das diese Oase für Freigeister noch lange erhalten bleibt. Nachdem die Stadt Coburg doch wirklich sehr viel dafür tut die Veranstaltungen mit einem niveauvollen Konzept zu unterstützen und auch die Stadtspitze sich bei Veranstaltungen egal welcher Art hier im Güterbahnhof persönlich zeigt, stimmt mich zuversichtlich. Auch die Kampagne der Metropolregion mit dem Shooting hier in diesen Hallen beweist, das schon ein Wille vorhanden ist, dieses Areal bisweilen zu erhalten.
Ende der 90 er Jahre hatte ich anstelle von Messen große Musik-Festivals mit mehreren Tausend Besuchern auf dem Gelände einer Alten Konservenfabrik in Coburg veranstaltet. Davon sprechen die Leute noch heute mit Worten wie Kult und legendär. Dieses Gelände könnte noch heute bestehen, mit ähnlichen Voraussetzungen wie der Kunstpark Ost in München. Leider erwarb ein großer Industriebetrieb das Areal und machte die Gebäude mit samt allen Nutzern und somit allen Ideen und Veranstaltungen dem Erdboden gleich. Eigentlich genau die gleiche Situation. Natürlich liegt die komplette Fläche seit geraumer Zeit brach. Unglaublich schade. Wenn an dieser Stelle hier künftig ein viereckiger Nutzbau mit zwei großen Rolltoren stünde, wäre es trotz aller Entwicklung für Industrieflächen in Coburg sehr schade.
In diesem Jahr gibt es sogar zwei Kunstpreise, wie kommt es dazu?
Ja. Tatsächlich. Im letzten Jahr war die Entscheidung der Jury sehr schwer. Eigentlich stand im Raum den Preis zu teilen. Dies wollte ich allerdings nicht. Auch wenn es hart ist – nach meinem Willen kann nur ein Künstler den Preis erhalten. Alexander Petrich von der Firma von Poll Immobilien unterstützte bereits den ersten Umschlagplatz als Sponsor und war auch direkt in der Jury vertreten. Kurzerhand hat er dieses Jahr sein Engagement für die zweite Auflage erweitert und spendiert einen weiteren Geldpreis-Sonderpreis dotiert mit 1000,00 Euro. Eine wunderbare Sache. Der Art Coburg- Kunstpreis wird in diesem Jahr von der Firma Gelder und Sorg gesponsort. Medial wurde schon sehr viel gerade über die Preisverleihung geschrieben und berichtet. Dies hatte ich im Vorfeld ehrlicherweise nicht so auf dem Schirm und war im Nachfeld um so glücklicher für jede positive Erwähnung in den Medien.
Die letztjährigen Künstler sind mit einer sehr geringen Erwartungshaltung nach Coburg gekommen. Das Motto schien, „ das schauen wir halt mal an“. Nachdem es aber am Sonntag- Nachmittag noch einmal um die Verleihung des Kunstpreises ging stieg die Spannungskurve doch noch einmal erheblich. Es ist ein wenig wie Lotto, nur mit anderen Parametern. Die Chancen stehen immerhin 2 zu 60. Es sind in diesem Jahr so viele tolle Künstler auf dem Umschlagplatz vertreten. Am Liebsten würde man es jedem Künstler gönnen. Zum Glück kann ich diese Entscheidung der Kunstpreise aber wieder an meine Jury weiterreichen.
Wer bildet dieses Jahr die Jury?
Es gibt nicht viel Veränderungen. Im Prinzip sind es wieder Torsten Russ und Gerd Kanz, die mir schon im letzten Jahr immer wieder Mut zugesprochen haben und mir stets eine Einschätzung geben, wenn ich einmal eine Frage bezüglich der Kunstszene habe. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an meine beiden Kunst-Mentoren mit reichlich Local-Spirit, die aber auch die künstlerische Reputation besitzen, um der Jury das nötige Gewicht zu verleihen. Zudem gibt auch die Art-Coburg- Gewinnerin des letzten Jahres Daniela Paulus aus Nürnberg ihr Votum mit ab. Ergänzt wird die Jury durch den Sponsor Alexander Petrich von der Firma von Poll-Immobilien Coburg.
Wie wird es mit dem Format Umschlagplatz Coburg weitergehen?
Mein großes Ziel ist es, den Umschlagplatz fest in der Kunstszene von Nordbayern und Südthüringen zu plazieren. Coburg ist eine kulturell sehr reizvolle Stadt mit einem tollen Umfeld. Auf Dauer wird das Potential einer 40.000 Einwohner-Stadt vielleicht nicht reichen, um diese Kunstverkaufsmesse weiter zu gestalten. Deswegen sehe ich es als meine dringlichste Aufgabe das Format über die Grenzen von Coburg hinaus bekannter zu machen.
Ein Niveau-Rüsten der Künstler ist übrigens nicht vorgesehen. Auch in diesem Jahr konnte ich die Anfragen mit den zur Verfügung stehenden Plätzen bestens austangieren. Sollten eines Tages weit mehr Bewerbungen als das Kontingent eingehen, würde mich das natürlich ehren. Über das Niveau von Kunst könnte man stundenlang diskutieren. Es soll aber weiterhin auch jungen Künstlern, oder einfach auch Künstlern mit viel Herzblut die Möglichkeit eingeräumt werden, ihre Werke einem größerem Publikum vorzustellen und auch Kunst zu verkaufen. Kurzes Beispiel bei einem Besuch einer Galerie in Leipzig. Nur weil unter einem eher gewöhnlichem Bild eine Preisangabe von 2500 Euro hängt, muß das Werk ja nicht gleich unbedingt so hoch im Ranking angesehen sein. Das macht vielleicht auch den Umschlagplatz aus, denn hier kann der interessierte Endkunde direkt seinen Preis ohne Zwischengebühr oder Galerie mit dem Künstler selbst verhandeln.
In diesem Jahr wird ein Eintrittspreis verlangt, warum dieser Wandel?
In letzten Jahr konnte aufgrund der hohen Anschaffungskosten, der Anlaufinvestitionen und des freien Eintrittes gar kein positives Ergebnis erreicht werden. In meiner Antwort zuvor habe ich schon kurz erläutert wo ich Ansatzpunkte sehe, wie man das Format überregional bewerben und auf andere Füße stellen muß. Dies kann allein durch den Verkauf von Getränken, Speisen, Kaffee und Kuchen nicht gelingen. Zudem hat sich auch im letzten Jahr wie vieles am Ende als teurer erwiesen wie gedacht. Von daher ist es auch eine reine Schutzfunktion oder auch Investition in die Zukunft. Ich denke mit einem Unkostenbeitrag von 3,50 Euro pro Person kann jeder ernsthafte Besucher leben. Sieht man sich ähnliche Kunst-Projekte an, liegen diese oft gleich jenseits der 10 Euro. Für Gartenmärkte, die es in unserer Region fast schon inflationär viele gibt, werden bis zu 10 Euro aufgerufen. Von daher finde ich den Preis für eine Kunstverkaufsmesse mit einem solchen Künstlerportfolio mehr als fair.
Vielen Dank an dieser Stelle an meine Medienkollegen die den Umschlagplatz wohlwollend mit PR, Reportagen und Artikeln im Feuilleton unterstützt haben. Der Dank richtet sich an die Neue Presse, das Coburger Tageblatt, den Wochenspiegel für Coburg/Südthüringen und Kronach, den Amadeus aus Sonneberg, das HM-Zweiländermagazin, den Marktplatz, die Aktuelle Verbraucherpost aus Kronach, das Kulturmagazin Art. 5/III aus Bamberg, das Coburg Stadt und Land, Itv- Onlinefernsehen für Coburg, Oberfranken-TV und Radio Eins.